Die Geschichte der Maschinenfabrik Hummel, Ehrenstein. 

Traditioneller Dreschmaschinenbau H. Hummel Söhne, Ehrenstein-Ulm a. D.

 

 

 

Heinrich Hummel  D 1912

Anton Hummel D 1923

Albert Hummel  D 1950

 

Heinrich Hummel  D 1943

 

Direktor Paul Steinle

 

Menrad Luib

 

                     

In kurzen Worten sei hier die Entwicklungsgeschichte des Werkes geschildert:

Das Unternehmen ging hervor aus einer unbedeutenden Landschmiede, die der am 16. Dezember 1835 geborene und am 13. November 1912 verstorbene Heinrich Hummel von seinem Vater übernahm.

Der damals junge Inhaber, ein tüchtiger Vertreter des Handwerks, hatte sich zum Ziele gesetzt, sein Geschäft weiter auszubauen und vorwärts zu streben auf der von ihm erwählten Laufbahn.

Im Jahre 1862 wurde von ihm der Grundstein für die Entwicklung des Betriebes gelegt. Neben dem Schmiedehandwerk wurde anfänglich der Handel mit landwirtschaftlichen Maschinen ausgeübt, es wurden ferner Reparaturen jeder Art an solchen Maschinen vorgenommen. Der lange gefasste Plan, selbst zu fabrizieren, gelangte bald darauf zur Verwirklichung, denn schon im Jahre 1872 begann Herr Hummel mit der Herstellung von Rübenschneidern und Häckselmaschinen. Schwer war das Streben nach „Vorwärts"; Tüchtigkeit aber und unbeugsamer Wille haben dem Unternehmen Früchte gezeitigt. Rastlos tätig wurden von dem willensstarken Manne Erwerbsquellen gesucht und gefunden. Diese fanden sich in Dampfdreschmaschinen, mit welchen bei den Landwirten im Lohn gearbeitet werden sollte. Eine alte Garnitur, Fabrikat Dreschmaschine Roboi & Sons, England und Lokomobile G. Kühn, Stuttgart, war der Anfang für diesen neuen Erwerbszweig. Unermüdliche Arbeit, keinen Achtstundentag kennend, sicherte auch damit Erfolg und Rentabilität. Im Rahmen der Verhältnisse und mittels des verdienten Geldes gesellten sich zu dieser Garnitur andere, so dass die Firma, zu welcher inzwischen der Sohn, Herr Anton Hummel, beitrat, bis zum Jahre 1908 - 15 komplette Dreschgarnituren ihr eigen nennen konnte. Zu diesen Lohndreschmaschinen kamen Wasserpumpen und Steinbrecher, die ausgeliehen und mit denen ebenfalls im Lohne gearbeitet wurde; außerdem legte sich die Firma eine Lohnsägerei zu. Damit war auch für die Zeit nach der Dreschcampagne Verdienst sicher gestellt. Die jüngeren Söhne, Albert und Heinrich, standen der Firma, beseelt vom Geiste des Vaters, wirksam zur Seite. Reich an Erfahrungen, mit großem Schaffensdrang und Ausdauer verwirklichten die Unternehmer im Jahr 1902 den Plan, die Fabrikation von Dampfdreschmaschinen selbst auszuüben. Das Werk gelang, die erste Maschine war bei den bescheidensten Einrichtungen und Hilfsmitteln fertig gestellt und der Wille zum Dreschmaschinenbau in die Tat umgesetzt. Diese aus dem Betriebe des kleinen Unternehmens hervorgegangene erste Dreschmaschine fand im eigenen Betriebe Verwendung. Weitere kamen hinzu und rasch wurde das Erzeugnis von Fachleuten, infolge seiner zweckmäßigen Konstruktion und dessen Vorzüge, als ausgezeichnet erkannt und begehrt. Der Interessentenkreis vergrößerte sich, was den Weiterausbau des Betriebes erforderlich machte. Neubauten entstanden, Werkzeugmaschinen und Einrichtungsgegenstände aller Art kamen zur Anschaffung, um dem Betrieb alles das zu geben, was für ein großzügig anzulegendes Unternehmen notwendig erschien.

Über die Geschichte der Firma H. Hummel Söhne berichtet ein Sonderdruck aus Nr. 35 der „Zeitschrift für Landmaschinen' , vom Sonnabend, den 30. April 1932:

„ Es war bereits im Jahr 1862, als der damals 27 jährige Sohn Heinrich Hummel von seinem Vater die Dorfschmiede mit dem etwa 70 Morgen großen Hofgut in Ehrenstein übernahm.

Der junge Meister war aber nicht nur ein geschickter Schmied, sondern auch ein äußerst tüchtiger und fortschrittlicher Landwirt, der bald erkannte, daß die vorhandenen landwirtschaftlichen Maschinen den Ansprüchen in keiner Weise genügten. Deshalb führte er als einer der Ersten auf seinem Gut eine damals hoch moderne amerikanische Getreide Mähmaschine ein und legte sich eine damals hoch moderne große englische Dampfdreschmaschine mit marktfähiger Reinigung zu. Diese Dreschmaschine wurde weit und breit als ein Weltwunder bestaunt, und der junge Meister hatte bald in der ganzen Gegend den Lohndrusch zu besorgen. Sein Genie erkannte aber bald, daß der Vertrieb von Dreschmaschinen als ein noch unerschlossenes Geschäftsgebiet ihm große Aussichten bot, und schon im folgenden Jahre fertigte er eine für die dortigen Verhältnisse noch mehr geeignete Dreschmaschine eigener Bauart, die allgemeinen Beifall erzielte. Damit war die Entscheidung gegeben; und als Hummel senior im Jahre 1898 sein inzwischen herangewachsenes Geschäft seinen drei Söhnen Anton, Albert und Heinrich Hummel übergab, liefen bereits einige hundert Dampfdreschmaschinen zur größten Zufriedenheit ihrer Besitzer. Allein 18 große Dampfdreschmaschinen durchzogen dabei in eigener Regie jahraus jahrein das Land und besorgten den Lohndrusch, was sich als eine nicht zu unterschätzende Einnahmequelle und Propaganda Arbeit für ihre Hersteller erwies. Bald darauf wurde der Lohndrusch aufgegeben, und die Söhne widmeten sich ausschließlich dem Dreschmaschinenbau. Im Jahre 1912 schloss der Seniorchef Heinrich Hummel im Alter von 77 Jahren die Auger2, nachdem er noch erlebte, daß sein Lebenswerk sich befriedigend weiter entwickelte "

Anmerkung: Von einem „ Hofgut ", einem eigenen Landwirtschaftlichen Betrieb ist sonst nirgends etwas vermerkt. Allerdings ist später von einem eigenen Wald die Rede. Es ist aber kaum anzunehmen, daß der Dorfschmied sich einen Bauernhof erwerben und neben der Schmiedearbeit noch Zeit für einen immerhin 70 Morgen großen Landwirtschaftlichen Betrieb hatte. Wahrscheinlich hätte er eher seine Schmiede aufgegeben. Auch die amerikanische Getreidemähmaschine ist sonst nirgends erwähnt. In der Firmenchronik ist der Lohndrusch als Motiv für die Anschaffung der Dreschmaschine und der  genannt. Woher das Kapital für die Anschaffung der zwar gebrauchten, aber sicher nicht billigen Garnitur zum Dreschen kam, ist nicht feststellbar.

 Lokomobile waren fahrbare Dampfmaschinen, die vor der Einführung der Dieselschlepper als Zugmaschinen für die Dreschmaschinen und als Antriebsmotoren dienten. Insofern ist es nur konsequent, dass auch die Produktion von Lokomobilen aufgenommen wurde.

Die oben angegebene Zahl von„ einigen hundert Dampfdreschmaschinen " ist weit übertrieben. In der Firmenchronik sind genaue Produktionszahlen der Firma von 1894 bis 1914 aufgeführt. Danach wurden bis zur Geschäftsübergabe 1897 / 98 6 Dreschmaschinen gebaut. Die ersten 4  mit 4 bzw. 8 PS sind erst 1903 aufgeführt.

Im Jahre 1899 schied der damals schon hochbetagte ( 64 Jahre) Gründer, Herr Heinrich Hummel, aus dem Betriebe, seine Söhne als würdige Nachfolger einsetzend; die Firma wurde nunmehr in „ H. Hummel Söhne " geändert. Der Geist des Vaters lebte weiter in dem Werke, blieb leuchtendes Vorbild seinen Söhnen und denen, die sein Wirken kannten. Umsichtig und entschlossen erfüllten die Nachfolger die Aufgabe des Vaters, das Werk zur Vollendung zu führen und rastlos für die Weiterentwicklung einzutreten. Die Baulichkeiten erhielten fortgesetzt größeren Umfang, modernere Arbeitsmaschinen traten an Stelle der älteren, so dass der Betrieb unter der tüchtigen Leitung als mustergültig angesprochen werden musste. Der Lokomobilbau, der schon unter Führung des alten Herrn ausgeübt wurde, erfuhr ebenfalls neuzeitliche Einstellung, so dass wir auch damit an erster Stelle standen. In allen Gebieten Deutschlands und darüber hinaus ist die Hummel-Lokomobile anzutreffen und sie erfreuen sich allgemeiner Beliebtheit, genießen den Ruf „größter Dauerhaftigkeit und vollkommener Arbeitsleistung". (Anmerkung: Dieselmotoren waren um 1890/98 erfunden worden, kamen aber nur langsam zum Einsatz. Bulldog von Lanz)

Im Jahre 1906 trat Herr Anton Hummel aus der Gesellschaft aus, um eine Neugründung in Heitersheim bei Freiburg in Baden ins Leben zu rufen.( Anmmerkung: Er starb im November 1923, die Firma wurde von seinen Söhnen Hans und Ludwig weitergeführt) Er befasste sich wieder mit landwirtschaftlichen Maschinen. Seinem Unternehmungsgeiste gelang es, auch dort ein wohl ausgebautes Werk zu schaffen.

Unentwegt schritt die Entwicklung des Betriebes weiter, neuzeitliche Organisationen im Betrieb und Büro wurden durchgeführt, der Absatz mehrte sich von Jahr zu Jahr, Neueinstellungen von Arbeitern und Angestellten wurden erforderlich. Die Arbeiterzahl betrug im Jahre 1912 bereits 240. Die vorhandenen Räumlichkeiten reichten nicht mehr aus, um den gesetzten Anforderungen zu genügen, weshalb schon im Jahre 1913 ein Fabrikneubau ins Auge gefasste werden musste. Der Plan war ausgearbeitet und harrte seiner Ausführung. Es kam jedoch nicht dazu, denn der 4. August 1914, der Tag des Kriegsausbruchs machte dem Vorhaben ein Ende. Die Lagerhallen waren mit versandfertigen Maschinen überfüllt, der Absatz dafür stockte jedoch vollständig, die Zahlungen der Kundschaft blieben aus, folgenschwere Erscheinungen, die den Inhabern viele schlaflose Nächte bereiteten.

 

Erster Weltkrieg

 

Den Kampf im Leben gewöhnt, waren auch diese Schicksalsschläge nicht imstande, den Willen zweier Männer, die es aus eigener Kraft zu Bedeutendem gebracht haben, zu beugen, vielmehr strafften sich ihre Nerven zu neuer Kraft und erhöhten den Willen, auch aus diesem Kampfe siegreich hervorzugehen. Die Einberufung zum Heere folgte auf dem Fuße, der Betrieb musste zum größten Teil stillgelegt werden und nur einige Getreue blieben zurück, denen die Wache über den Betrieb zur Ehrenaufgabe gestellt war. Trostlose Stille lagerte über dem Betrieb, Geldeingänge waren so gut wie nicht vorhanden, Verpflichtungen andererseits sollten erfüllt werden. Es galt zu handeln. Das Kriegsmaterial, das in ungeheuren Mengen verschlungen wurde, war so nötig, wie für den Menschen die Nahrung. Es wurden immer größere nicht zu überwältigende Anforderungen an die Heereslieferanten gestellt. Die Privatindustrie sollte eingreifen und es war die Firma Hummel Söhne mit an erster Stelle, ihr Werk für das Kriegsmaterial verfügbar zu machen. Hufstollen-Aufträge gingen als erste ein, großer Bedarf bestand erklärlicherweise in Granaten. Obwohl die Umstellung dafür nicht einfach und mit großen Schwierigkeiten verbunden war, gingen die Unternehmer ans Werk, möglich zu machen, was von manchen als unmöglich bezeichnet wurde. Überaus schwierig war die Aufgabe, in Anbetracht der völligen Unkenntnis in der Granatenfabrikation und der für diesen Zweck nicht geeigneten Arbeitsmaschinen. Vorrichtungen und sonstige geschickt angeordnete Änderungen aber haben die Unmöglichkeit besiegt und in verhältnismäßig kurzer Zeit war unser Betrieb so ausgestattet, dass wir zu den Bearbeitungsfirmen gerechnet wurden, die den geringsten Ausschuß zu verzeichnen hatten. Welche unermüdliche Ausdauer und Organisation dafür notwendig war, wird ohne weiteres klar erscheinen, wenn wir hier erwähnen, dass fast keine gelernten Arbeiter zur Verfügung standen und diese peinliche Arbeit nur von Frauen und Hilfsarbeitern verrichtet werden mußte. Die Herstellung von Ochseneisen und Hufeisen war nicht weniger schwierig, denn auch dazu fehlten die Einrichtungen und entsprechenden Facharbeiter. Es mussten Werkzeuge und Hilfsmittel geschaffen werden, die es möglich machten, den Betrieb mit Frauen und Taglöhnern durchzuführen.

Arbeit für alle Eisenverarbeitenden Werkstätten war genügend vorhanden. Tag- und Nachtschicht mußte eingeführt werden. Stille stehen mußte nur die Schreinerei, für die keine geeignete Arbeit vorhanden war. Ein glücklicher Einfall der Frau des Herrn Heinrich Hummel hat auch darin Wandel geschaffen. Schuhbekleidung aus Leder war so gut wie überhaupt nicht mehr zu bekommen und dies brachte Frau Hummel auf den sinnvollen Gedanken, ob nicht unsere Schreinerei geeignet wäre, Holzsandalen zur Herstellung zu bringen. Der Gedanke war ausgesprochen und wurde sofort in die Tat umgesetzt. Viele Tausende von Holzschuhpaaren wurden nach allen Teilen Deutschlands versandt. Sie selbst stellte sich als Leiterin der Schuh-Abteilung zur Verfügung.

Mit dem Kriegsende im November 1918 galt es, wiederum unter nicht geringen Schwierigkeiten, den Betrieb in seine Bahnen vor dem Krieg zurückzulenken. Die Umstellung war bis zum Beginn des Jahres 1919 soweit vorgeschritten, dass wieder mit der Herstellung von Dreschmaschinen begonnen werden konnte. Es geschah dies mit gewohnter Energie, jedoch mit dem Unterschiede, dass die Fabrikation von n und Dampfdreschmaschinen unterblieb und nur noch Motor-Dreschmaschinen zur Anfertigung gelangen sollten. Der Grund lag darin, dass durch allgemeine Elektrisierung die Nachfrage nach diesen Maschinengattungen wesentlich zurückgingen und deshalb mit keiner Rentabilität gerechnet werden konnte. Es geschah letzten Endes auch deshalb, um dem lange gehegten Gedanken der Normalisierung und Spezialisierung näher zu kommen. Es galt eine mittelstarke Maschine zu bauen, die die Vorzüge von Dampf-Dreschmaschinen in sich vereinigt. Die Erfahrung lehrte, dass eine Motor-Dreschmaschine nur dann vollkommen sein konnte, wenn sie das Ebenbild der Dampf-Dreschmaschine selbst war. Auf diesen Erfahrungen sollte aufgebaut werden und es gelang die Vollendung des Problems in vollkommener Weise. Die Besitzer dieser Maschinentype hatten ungeteilten Beifall und Anerkennung dafür. Längst war unserer Firma klar, dass ein Unternehmen unter den obwaltenden schwierigen Verhältnissen, die uns ein verlorener Krieg gebracht hat, nur dann Bestand haben kann, wenn Spezialisierung und Normalisierung (Normierung) bis aufs letzte durchgeführt wird. Letzteres ist unserem Betrieb zum Grundsatze gesetzt; große Arbeit, die Vereinfachung der Herstellungsmethoden bleibt uns noch zu schaffen übrig. Auch dafür ist ein eisernes Muss gesetzt.

Die Aufzeichnungen auf folgenden Blättern geben ein Bild über die im Betriebe geleisteten Arbeiten. Mögen die Nachkommen dieses Werkes von dem Geiste ihrer Vorfahren durchdrungen sein und weiterstreben im Sinne der Männer, die Großes geleistet haben.

„Was leicht erworben scheint nicht teuer, Was sauer wird, ist doppelt Euer!"

Ehrenstein, am 1. November 1924.

Statistik über die Erzeugnisse der Firma Hummel.

Kurz zusammengefasst waren es folgende Produkte:

 

Von 1894 bis um Ausscheiden von Heinrich Hummel sen. 1899

                                    8 Dreschmaschinen

                                         Von 1900 bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914

917 Dreschmaschinen , von Jahr zu Jahr in steigenden Zahlen 151

Dazu kam die Aufarbeitung zahlreicher gebrauchter Dreschmaschinen Kriegslieferungen von 1914 bis 1918

840 470 Hufeisen und Ochsenstollen

88 657 Granaten

66 629 Holzsandalen

Von 1919 bis 1924

1007 Dreschmaschinen

Die Produktion von Lokomobilen wurde nach dem Krieg nicht wieder aufgenommen.

Die Zahl der Beschäftigten schwankte stark, von maximal 240 im Jahr 1910 bis minimal 58 im Jahr 1920.

Vom 23. Mai 1949 gibt es eine Festschrift der Firma Hummel anlässlich des 75. Geburtstag von Albert Hummel, der damals wieder voll im Betrieb gewesen sein muss.  „ Einer solchen überschauenden Betrachtung erschließt sich das Arbeitsleben Albert Hummels als eine Kette von Krisen. Immer wieder gelang es, das Werk zu seiner anerkannten Leistungsfähigkeit zu führen-- aber jedem Aufschwung folgte ein durch die allgemeinen Verhältnisse bedingter Niedergang. Es war wahrhaftig kein ruhiger Besitz, dessen sich Albert Hummel genießerisch hätte erfreuen können. Unaufhörlich galt es, sich gegen vielerlei Widrigkeiten anzustemmen und den Untergangswellen standzuhalten. Hierzu befähigte jene Klarheit des Denkens, die Albert Hummel auszeichnet und ihren Ausdruck gefunden hat in seiner Vorliebe für übersichtliche Verhältnisse und eine saubere Ordnung. Sie sollte nach seinem Willen herrschen in der gesamten Geschäftsgebarung- bis hinaus auf den Fabrikhof und bis in die hinterste Ecke der Lagerräume...."

Albert Hummel starb am 10. Mai 1950.

Im Nachlass findet sich ein Schreiben ohne Datum und Unterschrift, vielleicht der Entwurf zu einer Mitteilung an die Kunden:

Wir geben bekannt, dass wir uns zur Einstellung unserer Fertigung zum 31. 08.1969 auf Grund der zeitbedingten Entwicklung entschlossen haben. Nach ordnungsgemäßer Abwicklung der noch vorliegenden Aufträge und Erledigung unserer Verpflichtungen werden wir unsere Firma löschen lassen.

Die Fa. Karl Kässbohrer, Fahrzeugwerke GmbH in Ulm hat unsere östlich der Bahnhofstrasse gelegenen Betriebgrundstücke käuflich erworben, und dabei die Übernahme unserer Betriebsangehörigen und deren Weiterbeschäftigung ohne Unterbrechung uns zugesagt.

Die Fa. Kässbohrer steht für die ordnungsgemäße Abwicklung der am 31. 08. 1969 noch nicht erledigten Kundenaufträge ein und ersucht dazu um Ihre Zustimmung. Für die bis

31. 08.1969 noch durch uns erledigten Aufträge erfolgt die Berechnung durch uns, für die später erledigten Aufträge durch die Fa. Kässbohrer.

Die Auftragsabwicklung wird durch die Fa. Kässbohrer ab 1.9.1969 zu den vereinbarten Konditionen und Bedingungen übernommen. Die Fahrzeuge werden in der bestellten Ausführung ausgeliefert. Die Ausführung kann selbstverständlich auch in die Konstruktion des Fabrikates Kässbohrer gewandelt werden.

Soweit wir noch Abnahmeverpflichtungen gegenüber unseren Lieferanten haben will die Fa. Kässbohrer sich mit den betreffenden Firmen alsbald in Verbindung setzen mit dem Ziel, in unsere Abnahmeverpflichtungen mit Zustimmung der Lieferanten einzutreten. Auch mit unseren Vertretern und Händlern wird die Fa. Kässbohrer wegen einer evtl. Übernahme derselben in ihre Verkaufsorganisation in Verbindung treten.

Mit freundlichen Grüssen

H. HUMMEL SÖHNE.

In einem Bericht in der Südwest-Presse vom 16. Oktober 1987 heißt es:

...Im Zweiten Weltkrieg wurde die Fertigung von Dreschmaschinen ab 1943 verboten. Die Firma ging zur Herstellung von Feuerwehr-Spritzenwagen über. Nach dem Ende des Krieges, nach Plünderung und Raub im Werk, wurde es wieder aufgebaut, Dreschmaschinen und Ackergeräte waren erneut das Ziel der Fertigung, ab Anfang der SOger Jahre auch Lkw-Anhänger. (Es war damals schon abzusehen, dass Dreschmaschinen keine Zukunft mehr hatten, da amerikanische Mähdrescher auf den Markt kamen. Der Versuch, einen eigenen Mähdrescher zu konstruieren, scheiterte. Ein nicht uninteressantes Produkt war nach der Erinnerung von Otto Geiss eine Presse für Sägmehl, Hobelspäne und andere Holzabfälle. Es fehlte aber an einem Ingenieur, der die Maschine richtig entwickeln konnte und an Kapital für eine größere Produktion. Da früher schon Langholzwägen gebaut worden waren, fing die Firma mit der Produktion von LKW-Anhängern an. Infolge der Konkurrenz durch die Fa. Kässbohrer in Ulm und wegen fehlender Erfahrung war eine rentable Produktion nicht möglich. )

Im Jahr 1968/69 ging die Firma in Liquidation.

(Anmerkung: Das Liquidationsverfahren war offiziell im Juli 1983 abgeschlossen.)

Aus einem Bericht im Der Neue Ulmer Anzeiger vom 18. Juli 1991:

„...Den Betrieb übernahmen 1969 die Ulmer Fahrzeugwerke Karl Kässbohrer GmbH und führten ihn als Zweigwerk weiter. Der Ehrensteiner Betriebsteil war mit rund 80 Beschäftigten in die Produktion von Nutzfahrzeugen, speziell von Omnibussen, Anhängern und Pistenraupen eingegliedert. Gerade Einzel- und Spezialanfertigungen entstanden in den Werkshallen. Doch Kässbohrer entschied sich Jahre später für eine weitgehende Zentralisierung der Werkseinrichtungen und gab den Produktionsstandort 1985 wieder auf.

Neuer Eigentümer ... wurde die Normbaugruppe Erich Dieckmann GmbH aus Renchen.

1985, nach der Übernahme der Meteor Metallwarenfabrik Dr. Mantz GmbH & Co KG. (1962 entstanden), verlagerte Dickmann die Produktion von Briefkästen, Postverteilerkästen und Wertfachanlagen an die Hummelstrasse. Nach den Turbulenzen der letzten Meteor -Jahre

und ihrem plötzlichen Ende setzte die Gemeinde darauf, dass aus 40, 45 Arbeitsplätzen einmal 100 oder 150 entstehen könnten. Das anfängliche Engagement des Renchener Betriebs ließ hoffen, investierte Dieckmann doch Millionenbeträge in ein neues Verwaltungsgebäude.

Doch schon zu Jahresbeginn 1988 erfuhren die gut 50 Beschäftigten, dass ihr Werk zum Jahresende seinen Betrieb einstellen würde....

Der Kauf des ehemaligen Hummel-Geländes durch die Düsseldorfer ITG beendete die Ära der Industriebetriebe an der Hummel-Strasse. Die Fläche wird nun von Einzelhandelsbetrieben belegt...

Heute sind die Fabrikgebäude vollständig verschwunden, 'an ihrer Stelle stehen Wohn- und Geschäftshäuser.

Ich danke Herrn Dr. H.D. Heiss für die Genehmigung zur Veröffentlichung der Geschichte. Das © liegt ausschließlich bei ihm.

Bilder von der Fabrik 

Bilder aus der Fabrik 

Zu Bildern der Dreschmaschinen

 

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